Die in dieser Führung präsentierten Themen stützen sich auf eine Einteilung, wie sie von Romaine Syburra-Bertelletto in ihrem Buch L’ERMITAGE DE LONGEBORGNE verwendet wurde. Dieses Buch entstand im Auftrag des ehemaligen „Aktionskomitees zur Rettung des kulturellen Erbes von Longeborgne", dem heutigen „Verein der Freunde von Longeborgne". Die Werke sind nach Epochen und Künstlern sowie aufgrund der Stilverwandtschaft oder der Seltenheit des Themas gruppiert.
Themen der Führung und Kommentare
Das älteste Exvoto
Ein einzigartiges Exvoto
Exvotos mit Gebet
Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts
Die Maler Koller (18. Jh.)
Der Meister von Longeborgne
Ende des 18. Jahrhunderts
Die Schwarze Madonna
Franz-Josef Loacker
Vom Meister des Goldenen Himmels zur Schule von Bagnes
19. Jahrhundert
Die Ritz-Dynastie: Laurent-Justin, Wilhelm und Raphael
Hermann Cabrin
Léonce Gaudin
Exvotos von Mönchen, die in Longeborgne tätig waren
Zeitgenössische Exvotos
Die Texte nach Romaine Syburra-Bertelletto und die Fotos von Jean-Marc Biner sind dem Buch L’ERMITAGE DE LONGEBORGNE entnommen.
Es entstand im Jahre 1662 und wurde von Nicolas de Torrenté als Dank für die Verschonung von der Pest gestiftet. Diese Epidemie wütete in der Mitte des 17. Jh. unter der Sittener Bevölkerung. Die Heilige Jungfrau richtet sich in diesem Exvoto direkt an den vor ihr knienden Stifter, wodurch die Trennung in einen irdischen und einen himmlischen Bereich aufgehoben wird. Es erscheinen auf derselben Diagonale der Ritter Nicolas de Torrenté, das Jesuskind mit ausgestreckten Armen und die selige Jungfrau Maria. Diese hält das Kind mit der einen Hand, während die andere einen Zipfel des Tuchs hochhebt, so wie sie dies später mit dem Leichentuch ihres toten Sohnes tun wird. Diese Geste Mariens wird auf den späteren Exvotos von Longeborgne oft zu sehen sein.
Dieses Votivbild verdient eine spezielle Erwähnung aufgrund seines Seefahrt-Themas. Seeleute, darunter zwei Soldaten, flehen die Heilige Jungfrau an, damit sie das Schiff vor dem Untergang bewahre. Traditionellerweise wurde der Heilige Antonius um Beistand bei Meeresstürmen angerufen. Antonius erscheint hier aber nicht im Bild, weil das Exvoto vermutlich vor seinem Altar in Longeborgne platziert werden sollte. Das Fehlen weiterer Angaben verunmöglicht eine genauere Zuordnung. Handelt es sich hier etwa um Walliser Söldner in fremden Diensten ?
Dieses Votivbild erinnert uns an die ständige Bedrohung der Einsiedelei durch Steinschlag und zeigt den schrecklichen Bergsturz vom 8. Oktober 1796. Bedroht von herabstürzendem Gestein flehen zwei Eremiten um die Hilfe Gottes und Mariens und entkommen heil der Gefahr. Eine Inschrift präzisiert die Szene. Das Entsetzen des einen Einsiedlers lässt die gewaltigen Felsmassen, welche die Holzgebäude zermalmen, noch grösser erscheinen. Am Wegrand ist eine Kreuzwegstation zu erkennen. Oben erscheint die Muttergottes, über ihren toten Sohn gebeugt: Eine Darstellung, wie man sie vom Hauptaltar von Longeborgne kennt.
Das Bild trägt unten die folgende Inschrift in deutscher Sprache: "Betracht O Lieber Mensch! wie gross die Hilf Gottes und Maria ist; wodurch /alhier zwey Eremiten so wunderbahr von einnem erschröcklichen felsenbruch un=/ beschädiget am Leben sind erhalten worden. welches geschen den 8ten winmonat/1796. dafür Gott und Maria ewigen Danck erstattet seÿe. Jedermäniglich soll zu/gemüthe führen in allerhand Nöthen ü anligen an diesm gnadenorth Trostreiche/hilfe zu jederzeit erhalten worden ist."
Ein Mann gerät nach dem Sturz eines mit einem Mühlstein beladenen Pferdegespanns unter einen Baumstamm. Die Anrufung der seligen Jungfrau Maria hat geholfen, das Schlimmste zu verhindern. Links ist eine Stadt zu sehen, überragt von einem Kirchturm. Rechts erscheint eine Siedlung, zu der eine kurvenreiche Strasse führt. Die erhaltene Gnade wird angedeutet durch den nach oben gerichteten Blick und die zum Himmel erhobenen Hände. Dort betrachtet die Heilige Jungfrau nicht ihren toten Sohn, sondern erhebt als Fürsprecherin der Menschen ihren Blick zu Gott.
Diese Exvotos nehmen den Typus der sitzenden schmerzensreichen Muttergottes auf, die ihren toten Sohn zeigt. Lendentuch und Mobiliar sind geschickt wiedergegeben. Frisuren, Spitzen und Hüte entsprechen genau der damaligen Mode. Man beachte insbesondere den mit Pompons verzierten Baldachin und die Spitzen des Kissenbezugs.
Ein aussergewöhnliches Exvoto aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts
Zum ersten Mal spielt sich die hier dargestellte Szene in einer Kirche ab. Die Familie kniet: links der Vater mit den beiden Söhnen, rechts die Mutter mit den vier Töchtern. Im himmlischen Bereich erscheint eine Gruppe von Heiligen, welche die Dreifaltigkeit umrahmen: Katharina, Anna, Antonius und Benedikt (von links nach rechts). Das Retabel zeigt in Longeborgne zum ersten Mal die Muttergottes mit den sieben Schwertern.
Ab der Mitte des 18. Jh. zeigen die Exvotos oft den Innenraum eines Hauses. Das Zusammenlaufen der Bodenlinien und die Abfolge der vertikalen Linien verleihen dem Bild Raum und Tiefe.
Alexandre Koller, sein Sohn Etienne-Jacques und sein Enkel Jacques-Arnold arbeiteten in ihrem Malatelier in Sitten. Joseph Rabiato übernahm später dieses Atelier.
Dieses Exvoto nimmt einen herausragenden Platz unter den Werken von Longeborgne ein. Die zeichnerisch gelungene Darstellung des Bittenden und der Faltenwurf des Kleides Mariens sind bemerkenswert. Im Hintergrund öffnet sich eine Landschaft mit einer für Exvotos seltenen Tiefe. Ein Weg, auf dem drei Personen unterwegs sind, windet sich zwischen Felsen, die an jene von Longeborgne erinnern. Rechts erheben sich schneebedeckt Berge, zwischen denen ein Fluss zu Tale fliesst. Dies verstärkt noch zusätzlich die Ähnlichkeit mit dem Val d’Hérens.
Joseph Rabiato stammte aus Baden-Würtemberg und liess sich 1759 in Sitten nieder. Nach dem Tode von Etienne-Jacques heiratete er dessen Witwe und bildete deren Sohn Jacques-Arnold aus.Eine stattliche Anzahl seiner Porträts sind erhalten geblieben und zeugen von einer grossen Anzahl an Aufträgen. Rabiato ist der erste Exvoto-Maler, der seine Werke signiert hat.Das hier abgebildete Votivbild gehört zu den ersten, die er im Wallis geschaffen hat. Es zeigt sein Können, den Raum sowie Kleiderdetails wiederzugeben. Die Basis einer monumentalen Säule und ein Portal – schon fühlt man sich ins Innere einer Kirche versetzt.Im himmlischen Bereich hält die Muttergottes den Leichnam Christi. Dabei wird sie von drei Heiligen unterstützt, die wahrscheinlich mit den Vornamen des Stifterpaars in Zusammenhang stehen: Margareta, Peter und Josef. Die zahlreiche Nachkommenschaft, welche die Eltern begleitet, erinnert an die Tatsache, dass in Longeborgne gerne um Erhörung des Kinderwunsches gebetet wurde.
Dieser von Bernard Wyder geprägte Begriff bezeichnet eine ganze Gruppe von kleinformatigen Bildern auf Holz, Leinwand oder Papier, die zwischen 1794 und 1817 entstanden sind. Die dominierenden Farben sind Rot und Blau.Die unterschiedlichen Malstile lassen darauf schliessen, dass es sich hier um die Werke mehrerer Personen handeln muss. Ihren Namen verdanken sie einzig dem Umstand, dass man sie nur in Longeborgne findet. In den hier folgenden Werken sind die Bittenden immer im Profil und auf einer Holzbank kniend dargestellt. Die dritte Dimension fehlt. Der Rahmen ist nur durch den Boden angedeutet, welcher von einer Wand oder einem Plattenbelag unterbrochen wird.
Einige Exvotos, die aus den Jahren um 1800 stammen, stehen in der Sammlung etwas isoliert da. Sie stehen der Gommer Schule nahe, wie sie von Klaus Anderegg definiert wurde. Auf einem Spruchband mit weissem Grund findet man jeweils eine Inschrift samt Datum. Charakteristisch für die Gommer Schule sind die etwas länglichen Gesichter und Hände sowie die Proportionen der Muttergottes. Diese wird im Vergleich zum innig bittenden Paar deutlich grösser dargestellt.
Drei Exvotos sind die einzigen Zeugnisse für die Verehrung der Schwarzen Madonna von Einsiedeln, zu der die Walliser oft gepilgert sind. Eine Replik „Unserer Lieben Frau von Einsiedeln" war eine der Formen, um in Longeborgne die Verehrung der Heiligen Jungfrau auszudrücken. Zu dieser Statue gehörten verschiedene Kleider, welche Schneiderinnen im 18. und 19. Jh. angefertigt hatten. Die Statue gilt als verschollen und wird bereits in Ernest Baumanns Inventar von 1944 nicht mehr aufgeführt.
Der in Visp geborene Franz-Josef Loacker signierte seine Exvotos manchmal mit einer Tulpe. Von seiner Hand geschaffene Werke haben sich nicht nur in Longeborgne, sondern auch in anderen Heiligtümern erhalten, z.B. Hockenalp, Thel, Ernerwald, Ringacker und Kühmatt. Charakteristisch für sein Werk sind die Überschneidungen von Fussboden und Innenwänden.
Diese Gruppe von Exvotos wird unter dem fiktiven Begriff „Meister des Goldenen Himmels" zusammengefasst. Die Bezeichnung ist von den stets in leuchtendem Gelb gehaltenen Himmeln inspiriert. Um 1840 bestand die Schule von Bagnes aus einem Atelier in Le Châble, in dem die damals 24-jährige Marguerite Cortey und der 20 Jahre alte Joseph Brouchoud arbeiteten.
Marguerite Corteys naiver Formalismus verrät eine gewisse Unerfahrenheit. Manchmal kommen ihre Bilder auch karikaturhaft und etwas steif daher. Aber dank der expressiven Kraft und der Frische ihrer Vorstellungskraft wirken diese Werke erstaunlich modern. Marguerite wanderte 1849 mit ihrer gesamten Familie nach Amerika aus.
Joseph Brouchoud, eher volkstümlicher als städtischer Maler, liess sich 1856 mit seiner gesamten Familie in St-Léonard nieder. Hier konnte er für seine Auftraggeber arbeiten, die er in der näheren Umgebung fand, nämlich in Sitten, Siders, Vercorin, Grône oder Lens. Auch er wanderte 1875 mit seiner Frau und seinem Sohn nach Amerika aus.
Mehrere Exvotos aus dem 19. Jh. zeigen charakteristische Merkmale, die in der Sammlung von Longeborgne nur einmal zu finden sind. Auf der hier abgebildeten Tafel sind – abgesehen vom eher ungeschickten Malstil – diverse Details von Kleidung und Schmuck zu erkennen: bei der Frau ein von einer Brosche zusammengehaltener Kragen sowie Ringe an Ring- und Mittelfinger, bei der Tochter ein Schmuckanhänger. Die Personen knien vor einer gemauerten Struktur, möglicherweise einem Grab. Sie bitten die Gottesmutter um die ewige Ruhe und das Seelenheil eines Verstorbenen. Der Schmerz Mariens wird verstärkt durch ein flammendes Herz, das von einem Schwert durchbohrt und von Cherubinen umgeben ist.
Laurent-Justin Ritz wurde 1796 in Niederwald im Goms geboren. Seine Ausbildung zum Altarbildmaler genoss er in Einsiedeln. Er erhielt seine ersten Aufträge für Altarbilder von Oberwalliser Pfarreien. Später besuchte er Mal- und Zeichenschulen in Genf, München und Wien. Seine Liebe zum Wallis veranlasste ihn zur Rückkehr nach Brig, wo er Professor am Kollegium wurde. Er eröffnete in Brig eine Zeichenschule. Zahlreiche Aufträge trafen ein. Aufgrund der Schliessung des Kollegiums im Jahre 1830 liess er sich in Sitten nieder. 1842 starb seine aus Stans stammende Frau Josephine Kaiser. Er heiratete Marguerite de Torrenté und engagierte sich politisch als Sittener Gemeinderat. Er erteilte seinen beiden Söhnen Wilhelm und Raphael Zeichenunterricht und ermutigte sie, das auf ihren Reisen Gesehene unverfälscht bildnerisch festzuhalten.
Laurent-Justin Ritz lag Longeborgne besonders am Herzen, denn die Ehe mit seiner ersten Frau war die Erfüllung einer Bitte, die er dort der Lieben Frau von den Sieben Schmerzen vorgetragen hatte. In den zwischen 1841 und 1864 entstandenen Gemälden werden die bittenden Personen mit einer breiten Palette verschiedenster Ausdrucksweisen porträtiert. Erwähnenswert ist auch die Darstellung von Schmuck, Spitzen und Bändern. Der irdische Bereich wird nur angedeutet, z.B. mit Vorhang, Altar und Balustrade, deren Genauigkeit und Perspektive Zeugnis ablegen vom technischen Können und der Reife dieses Künstlers.
Wilhelm und Raphael Ritz
Beide wurden im Oberwallis geboren und arbeiteten mit ihrem Vater in Sitten. Während Wilhelm im Atelier blieb, liess sich Raphael an der Düsseldorfer Kunstakademie ausbilden. Nach seiner Rückkehr ins Wallis engagierte er sich für die Erhaltung des kulturellen Erbes des Kantons. Raphael wurde Mitglied der Kantonalen Kommission für Archäologie und arbeitete in Martinach bei den römischen Ausgrabungen mit. Er war auch Gründungsmitglied des Kantonalen Museums für Archäologie von Valeria. Er starb 1894 in Sitten und hinterliess ca. 500 Gemälde. Wilhelm starb 1906. Von ihm sind keine bedeutenden Werke bekannt. Mehrere Exvotos aus dem Atelier Ritz können Wilhelm zugeordnet werden, Raphael Ritz nur ein einziges, datiert von 1873. Es ist hier abgebildet.
Hermann Cabrin nahm von 1875 bis 1930 aktiv am künstlerischen Leben der Stadt Sitten teil. Regelmässig stellte er von Raphael Ritz inspirierte Werke im Haus de Torrenté aus, nahe der rue de Conthey, wo sich sein Atelier befand. Die Sittener bewahren ihn in guter Erinnerung. Während seiner Jugend unternahm er eine Reise nach Venedig. Von dort brachte er einige Bilder mit venezianischen Sujets zurück. Sein ganzes Künstlerleben lang malte er unverfälschte Szenen des bäuerlichen Alltags. Die Kritik lobte den Künstler für seine Ansichten des alten Sitten sowie für seine Darstellungen von Trachtenfrauen, alten Kirchen und Schlössern. Er schuf auch ein Fünftel der heute in Longeborgne vorhandenen Exvotos.
Seine Exvotos lassen sich in zwei Typen unterteilen: Für den ersten Typus übernahm er das von Raphael Ritz verwendete Schema. Im zweiten Typus spielt sich das Geschehen in häuslicher Umgebung ab, wo ein Angehöriger oder eine ganze Familie am Bett eines Kranken dargestellt werden – manchmal nur eine Einzelperson ohne Hinweis auf das Gelübde. Dies lässt Raum für verschiedenste Vermutungen, wie etwa beim hier abgebildeten Kind: Was mag wohl sein Anliegen gewesen sein ?
Léonce Gaudin wurde 1903 in Sitten geboren und starb 2001. Er liess sich in Paris nieder, besuchte dort die Ecole des Beaux-Arts und verbrachte den Rest seines Künstlerlebens in seinem Pariser Atelier. Von dort strebte er ein internationale Karriere an. Das Kantonale Kunstmuseum in Sitten ist im Besitz einer umfangreichen Schenkung, die es erlaubt, Gaudins künstlerische Laufbahn nachzuzeichnen. Vor seiner Ausbildung schuf er 1918 zwei Exvotos, die in Longeborgne aufbewahrt werden. Seine Tante hatte sie nach der Heilung seines Onkels bei ihm in Auftrag gegeben.
Mehrere Exvotos wurden von Benediktinern geschaffen, die im 20. Jh. in Longeborgne seelsorgerisch tätig waren.
Das hier abgebildete Exvoto wurde 1950 vom jungen Laienbruder François Milo Pius gemalt. Es nimmt Bezug auf den Einzug der Benediktiner in Longeborgne. In der Mitte des Bildes beschützt der Heilige Benedikt die Einsiedelei. Zu seinen Füssen sind Mönche mit verschiedenen Tätigkeiten beschäftigt. Im Hintergrund ist ein Bischof zu sehen, vermutlich Mgr. Bieler, der ab 1924 Longeborgne den Benediktinern anvertraute.
Dieses Exvoto, ebenfalls 1950 von François Milo Pius gemalt, zeigt ein Gelübde im Zusammenhang mit einer Mutterschaft in Genf im Jahre 1950.
Dom Grégoire de Wit stammte aus den Niederlanden und lebte 1955 und 1956 in Longeborgne. 1960 zog er nach Oberems, wo er 1978 starb. Er stellte seine Arbeiten regelmässig aus, vor allem in der Galerie du Vieux-Sion. Diese Pieta zeigt Einflüsse der flämischen Kunst.
Ab ca. 1940 wurden nur noch vereinzelt Votivbilder nach Longeborgne gebracht. Bekannte Maler wie Albert Chavaz, Charles Menge und Charles-Clos Olsommer, aber oft auch Amateure, erhielten noch einige Aufträge. Wie auf den Marmortafeln sind weder das Gelübde noch die das Gelübde machende Person dargestellt. Nur die Muttergottes oder der angeflehte Heilige bleiben. Die Gemälde werden immer mehr von Marmorplatten verdrängt. Darauf ist nur noch das Datum eingraviert sowie eine auf ein simples „Merci" reduzierte Inschrift, die sich an Unsere Liebe Frau richtet.
Albert Chavaz schuf dieses Exvoto in Erinnerung an den Sturz von Père René Veuthey im Rebberg der Einsiedelei im Jahre 1957.
Charles Menge malte dieses Exvoto 1968 aus Anlass seiner eigenen Hochzeit. Es handelt sich hier um eine Kombination des Typus „Muttergottes mit dem Kind" und jenem der „schmerzensreichen Gottesmutter", umhüllt vom grossen blauen Mantel der Barmherzigkeit, der den Frieden von Longeborgne vor Dämonen und Hexen schützt.
Charles-Clos Olsommer rückt in diesem 1946 geschaffenen Exvoto die Gottesmutter mit dem Kind ins Zentrum seiner Komposition – ohne Hinweis auf den Fürbittenden oder das Gelübde.
Auch die Amateurmaler zeigen – in ihrem oft etwas unsicher wirkenden Stil – weder Gelübde noch die Person, die es abgelegt hat. Es bleiben nur die Jungfrau Maria oder der Heilige, die angerufen werden wie in diesem Werk von Lucie Gessler oder im folgenden Bild, das nur mit „MJ" signiert ist.
Ob signiert oder anonym, ob das Gelübde dargestellt wird oder verborgen bleibt: Die Exvotos von Longeborgne bleiben wichtige Zeugnisse eines gelebten Glaubens. Sie zeigen die Anrufung Marias um Fürbitte – und dies seit drei Jahrhunderten.
Hier geht diese Führung, die sich auf die Klassifizierung von Romaine Syburra-Bertelletto stützt, zu Ende.
Fotos von Jean-Marc Biner und Texte nach Romaine Syburra-Bertelletto
aus dem Buch L’ERMITAGE DE LONGEBORGNE, 2003, herausgegeben durch das frühere „Aktionskomitee zur Rettung des kulturellen Erbes von Longeborgne", aus dem der heutige „Verein der Freunde von Longeborgne" hervorgegangen ist.